Coverbesprechung zu "Cinderellio"

09.05.2024

Schon in der Ankündigung meiner eigenen Cinderella - Interpretation habe ich erklärt, dass die Arbeit am Cover viel Zeit in Anspruch genommen hat. In meiner vermutlich letzten Coverbesprechung verrate ich Dir unter anderem, welche Bedeutung das Cover von Cinderellio hat, weshalb ich hierbei viel Licht eingesetzt habe und für wen die leuchtende Schuhspitze steht. Los geht´s!

Obwohl mir relativ schnell klar war, was ich auf dem Cover abbilden wollte, hatte ich mit einigen Problemen zu kämpfen. So musste ich Bildelemente entfernen, langwierig eine goldene Titelschrift basteln und einen eigenen Glasschuh designen. Bei einem ersten Coverentwurf fiel mir dann auf, dass dieser nicht durchsichtig war, was aber natürlich eine Eigenschaft seines Materials ist. Die Arbeit am Cover war zeitaufwändig, kann sich meiner Meinung nach aber sehen lassen und beinhaltet viele Elemente meines Märchens. Worum es darin geht, erfährst Du in der Kurzfassung:

Der am Anfang der Geschichte sechzehnjährige Ellio ist nach dem Unfalltod seines Vaters nicht nur ein Vollwaise, sondern auch auf sich alleine gestellt. Seine Mutter starb schon bei seiner Geburt, daher hat er niemanden, mit dem er reden kann. Vor allem nicht seine Stiefmutter Catty und deren beiden Söhne, die kurz vor dem Ableben seines Vaters in sein Elternhaus gezogen sind. Zwar versucht Ellio mit ihnen auszukommen, doch die Neuen machen keinen Hehl daraus, dass sie in ihm kein Familienmitglied, sondern bloß einen Hausangestellten sehen, den sie sogar vor dem schmutzigen Küchenofen schlafen lassen. Als sie ihn ein Jahr später immer schlimmer behandeln, sorgt die Einladung des Königs für einen Hoffnungsschimmer. Darin lädt dieser alle ungebundenen Männer zu einem Ball ein, um einen Mann für den Prinzen zu finden. Allerdings verbietet Catty ihm gleich den Besuch. Als er seine Stiefmutter später noch einmal darum bittet, mitkommen zu dürfen, stimmt sie vorgeblich zu, schafft es aber durch eine List, ihm den Ballbesuch zu verbieten. Tieftraurig kniet er sich mit dem Bild seines Vaters vor den Kamin und weint sich wie so oft die Augen aus. Doch dieses Mal geschieht ein Wunder: vom Abendhimmel senkt sich ein Stern herab, der sich schließlich als gute Fee entpuppt...

Die Fee ist es schließlich, die eine Wende in die Geschichte bringt, denn nur durch ihren Verwandlungszauber, der Ellio´s Lumpen durch einen feinen Anzug ersetzt, gelingt es, Ellio´s wahren Kern sichtbar zu machen. Ohne vernünftige, intakte und vor allem saubere Kleidung wäre ihm vor dem Schloss nämlich erst gar kein Eintritt gewährt worden. Die goldene Anzugfarbe findet sich auch im Titel wieder, den ich durch seine Größe präsent in der Bildmitte hielt und ihn ähnlich wie bei meinem 2022 neu entworfenen Schokosucht - Cover teilte. Mit dieser Teilung wollte ich aber nicht nur eine bessere Proportion erreichen, sondern auch das englische Wort "Cinder", also "Asche", von Ellio´s Namen loslösen - denn natürlich definiert er sich nicht selbst als "Aschenjunge", sondern er erhält diese Bezeichnung von seiner bösen Stiefmutter. Daher ist auch der graue Schatten dahinter - die Asche und damit seine leidvolle Vergangenheit - kaum zu sehen. Die Titelschrift wollte ich angelehnt an Ellio´s Verwandlung in Gold halten, diese zu erstellen hat wohl noch länger als der Schuh gedauert. Ihre goldene Farbe steht nicht zuletzt für das Spirituelle in Cinderellio; der Glaube an eine höhere Macht, deren Existenz märchentypisch (zumindest von der Hauptfigur) nicht hinterfragt oder angezweifelt wird. Ihre Neigung zur rechten Seite symbolisiert eine goldene Zukunft - weniger materiell, da Ellio und der Prinz nicht materialistisch eingestellt sind, sondern vielmehr eine Zukunft, die reich an Liebe, Harmonie und einem Geborgenheitsgefühl ist.

Neben der Kleidung zaubert die gute Fee auch gläserne Schuhe herbei. Ein Exemplar davon auf dem Cover abzubilden, war jedoch schwierig, weil es keine Vorlagen dafür gab und wenn dann nur Motive mit High Heels verfügbar waren. Also blieb mir nichts anderes übrig, als einen eigenen zu entwerfen, wofür ich den Grundriss eines Schuhs mit niedrigem Absatz wählte. Weil ich mich mit Texturen in Grafikprogrammen überhaupt nicht auskenne, musste ich sehr viel probieren, um eine Glasoptik zu erreichen. Hilfreich war ein Tipp aus dem Internet, der besagte, dass Glas oftmals bläulich dargestellt wird. Dadurch hatte ich einen Ansatz, wie ich meinen Glasschuh designen konnte. Dieser schimmert leicht grünlich, was neben der gelbgrünen Wiese des Hintergrunds und der Schlosshecke Ellio´s Hoffnung symbolisiert. Zwar verfällt er wegen des Todes seines Vaters und der Behandlung seiner Stieffamilie öfter in eine traurige Stimmung, aber dennoch gibt er in seinem Inneren die Hoffnung auf ein besseres Leben nicht auf. Und diese Hoffnung materialisiert sich für ihn, als der König durch einen Gesandten zum Ball lädt. Hoffnung trägt Ellio aber auch in sich, als er später dort tatsächlich dem Prinzen begegnet. Bei genauerem Betrachten ist ein leuchtender Stern an der Schuhspitze zu erkennen, der die Fee symbolisiert, die ihm mittels der Schuhe und seiner Kleidung nah ist und emotional beiseite steht. Dadurch schafft es der eigentlich schüchterne Siebzehnjährige dann auch, das Schloss zu betreten, die imposante Marmortreppe hinunterzusteigen und vor allen Anwesenden mit Prinz Hope zu tanzen...

Der Schuh, der natürlich jenen darstellt, den Ellio nach seiner mitternächtlichen Flucht vom Ball im Schlossgarten verliert, ruht auf einem roten Kissen. Diese Farbe symbolisiert die Liebe, in der es in der ganzen Geschichte geht. Cinderella, bzw. meine Interpretation, ist eben eine Geschichte über die unendliche Macht der Liebe. Über die Liebe, die die leiblichen Eltern für ihr Kind und andersherum empfinden und für die Liebe, die Ellio und der Prinz später füreinander empfinden werden. Die rote Farbe hat hier ebenfalls eine Doppelbedeutung, denn rot sind auch die Vorhänge, die Ellio´s Vater am Anfang der Geschichte für den König näht und die im ganzen Schloss - und damit im Ballsaal - hängen. Sie sind also Zeuge, wie sich der Sohn des Schneiders und der Königssohn ineinander verlieben. Und natürlich wird Ellio später der verlorene Schuh auf ebendiesem Kissen zurückgegeben.

Als Hintergrund wählte ich ein imposantes Schloss. Dummerweise befand sich aber mitten im Bild eine Wasserfontäne, die ich mühsam entfernen musste. Neben dem Wohnsitz für den Prinzen und den König stellt das Schloss auch die Kulisse für den Ball dar und nimmt Ellio´s Zukunft vorweg. Das riesige Anwesen dient nicht zur Zurschaustellung einer königlichen Dekadenz, sondern der Repräsentation des Königreiches. Und es verdeutlicht die Macht, die der darin wohnende Herrscher besitzt. Aber diese Macht nutzt er nicht aus, sondern setzt sie für etwas Gutes ein, was am Ende deutlich wird, als Ellio ihn darum bittet, seine geliebten Stalltiere aus dem Besitz seiner Stiefmutter holen zu lassen. Niemand anderes hätte dies tun können, außer dem König, dessen Wort Gesetz ist und selbst von der bösen Stiefmutter zähneknirschend akzeptiert wird. Das Schloss verfügt über zwei runde Turmspitzen, die Ellio und den Prinzen repräsentieren. Am linken Bildrand ist das Stück einer dritten Turmspitze zu sehen, die für Ellio´s verstorbene Eltern steht. Die deutlich eckigere und breitere Turmspitze am rechten Rand ist etwas erhöht und steht für den Vater des Prinzen, den König. Dessen Sohn möchte irgendwann in seine Fußstapfen treten, nur aus diesem Grund hat dieser den Ball überhaupt erst ausrichten lassen, denn für dessen Amt muss er laut dem in ihrem Land geltenden Gesetz verheiratet sein. Aber noch möchte Prinz Hope diese Aufgabe nicht übernehmen, die leicht erhöhte Turmspitze deutet jedoch an, dass sie in nicht allzu ferner Zukunft vor ihm liegen wird.

Generell habe ich bei diesem Cover viel indirektes Licht eingesetzt und den Schlosshintergrund etwas überzeichnet, weil Cinderellio eben ein waschechtes Märchen ist. Hier darf etwas dicker aufgetragen und eine süße Verheißung versprochen werden. Zwar ist es oft eine schmale Gratwanderung, ein Märchen zwischen kitschig und romantisch zu zeichnen, dennoch wird vor allem in diesem Genre dazu eingeladen, zu träumen. Das Licht kommt von allen Seiten: indirekt vom Himmel, vom Schloss, von der Parkanlage, direkt von der Titelschrift und dem Schuh. Es möchte Dich als Leser*in sanft einhüllen, Dich in eine andere Welt und in eine andere Zeit entführen und Dich nach Deinem Leseausflug wieder heile zurückbringen.

Der blaue Himmel ist fast gänzlich mit Wolken bedeckt, was zwar keine bedrohliche Atmosphäre ausstrahlt, aber dennoch den Eindruck eines schönen Tages etwas trübt. Schließlich verdecken solche dichten Wolken die Sonne und führen manchmal, wenn sie dunkler werden, zu Regen. Hier hilft ebenfalls eine genauere Betrachtung, denn die Wolken auf der linken Seite sind grau und stehen für die vielen Probleme, die Ellio mit seiner Stieffamilie hat. Weil er von seiner guten Fee und später dem Prinzen unterstützt wird, ist er aber nie in ernsthafter Gefahr, sonst wären die Wolken wesentlich dunkler. Die Wolken auf der rechten Seite dagegen leuchten weiß, was abermals auf die strahlende Zukunft hindeutet, die Ellio und dem Prinzen bevorsteht. In der Bildmitte scheinen sich die Wolken sogar zu teilen, was noch einmal auf die überstandenen Probleme hinweist, denn am Ende, als Ellio in das Schloss zieht, hat er seiner Stiefmutter und deren Söhnen zwar nicht vergeben, aber mit ihrer unfairen Behandlung abgeschlossen. Dies wird auch an der Tatsache deutlich, dass er sie weiter in seinem Elternhaus wohnen lässt, statt den König darum zu bitten, sie dort hinauszuwerfen.

Über den Turmspitzen und dem Schloss ruht mein Autorenname in einem blauen Farbton, der für Ellio´s Aufrichtigkeit steht. In der ganzen Geschichte - und seinem kompletten Leben - verspürt er keinen Hass; weder auf das Schicksal, welches ihm seine Mutter und seinen Vater genommen hat, noch auf die negative Behandlung durch dessen zweite Ehefrau. Auch mein Autorenname ist zur Seite geneigt und gibt mit seiner leicht verspielten Schriftart den Rat, die eigenen Probleme nicht zu ernst zu nehmen, weil sich am Ende schon alles irgendwie fügen wird. Die blaue Farbe steht ebenfalls für die Freiheit, die sich Ellio nach dem Tod seines Vaters wünscht, weil er Zuhause schlecht behandelt wird und für die Freiheit, die er erst am Schluss erhält, weswegen mein Autorenname so weit oben ist. Zuletzt möchte dessen Farbe auch die Lesenden besänftigen, denn selbst wenn einige unschöne Äußerungen durch die Stiefmutter fallen und Ellio´s Dasein aussichtslos erscheint, wird sich am Ende, wie es sich für ein klassisches Märchen gehört, doch alles zum Guten wenden...

Wenn Du jetzt wissen willst, mit welchen Schwierigkeiten Ellio zu kämpfen hat, wie gemein dessen Stieffamilie ist und wie sich ein zartes, aber starkes Band der Liebe zwischen dem Prinzen und ihm entwickelt, kannst Du dies in meiner eigenen Interpretation des bekannten Cinderella - Märchens nachlesen. Cinderellio ist nämlich am 10. April 2024 erschienen und in diversen Shops für 2,99€ erhältlich!

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